10.04.2020
Wort zum Osterfest

Der Wachholderbusch und die leise Stimme Gottes

Die Welt, sie bricht vor meinen Augen,
was von ihr bleibt, ist nur das Wort.
Wie weit geh ich mit meinem Glauben,
wie oft darf ich ihm denn wohl trauen,
ist er noch mein Heim, mein Hort.
Brennt nicht bei allem Zweifel doch
ein Licht, für Trost und Zuversicht?
Brech heut das Brot mit meinem Nächsten
und find in mir etwas von dem,
was mir die Osterbotschaft spricht.

Viko Getschmann

Der Wachholderbusch und die leise Stimme Gottes

Die neue Altarbibel der Falkenberger Kirche liegt auf der wunderbar blühenden Frühlingswiese vor der Jugendstilkirche. Einem Bauchgefühl folgend, habe ich die Bibel mit nach Draußen genommen. Die Geschichte von Jesus Leiden und Sterben hatte ich gerade gelesen im Matthäus Evangelium Kapitel 23. Das Wort vom Kreuz lag nun mitten auf der Wiese. Plötzlich verändern sich Worte, und ich höre sie leise neu. „Wir predigen den Gekreuzigten“ haben die Falkenberger trotzig nach dem 2. Weltkrieges über den Altar geschrieben und die Kirchen waren nach der Krise voll. Jetzt sind sie erst einmal „corona-geschuldet“ leer. Ich bin aber
voller Hoffnung, das Gottes Wort gerade heute neu zu uns spricht.

Inspiriert von den poetischen und nachdenklichen Worten für dieses Osterfest von Viko Getschmann habe ich mich auf die Suche nach einem biblischen Osterwort gemacht. Mir stand plötzlich der Gottesmann Elia vor Augen. Er war ein erfolgreicher und anerkannter Prophet seiner Zeit, doch jetzt sollte es ihm an den Kragen gehen, und die Angst packte ihn. Für einen Moment war er wie gelähmt. Einen Augenblick später rennt er um sein Leben in die Wüste. War er doch lange Zeit vom Erfolg verwöhnt, nun ergreift er die Flucht. Die Angst kommt nach dem Erfolg und die Erschöpfung folgt der Angst. Er kann nicht mehr, und bricht zusammen in der Nähe eines Wachholderbusches. Dieser spendet ihm wenigstens ein wenig Schatten in der Hitze des Tages. Aus und vorbei, so denkt er. Er ist ausgebrannt, hat einen „Burnout“, im wahrsten Sinne. Er braucht Hilfe. Allein kommt er nicht weiter. Wie könnte ihm jetzt geholfen werden? Zunächst einmal geht es darum, für das leibliche Wohl zu sorgen. Ganz einfach schlafen, essen und trinken, sich Zeit lassen. Ein Korb mit einem frischen duftenden Brot und einen Krug mit kühlen Wasser und ermutigende Worte: „Steh auf und iß!“ , dazu schickt Gott seinen Engel vorbei. Elia braucht jetzt jemand an seiner Seite. Er braucht andere, die ihn motivieren, damit er erst einmal wieder los gehen kann. Sinnvolle körperliche Belastung tut ihm gut: vielleicht ein Osterspaziergang. In der
Erschöpfung lange wandern (pilgern), kann uns aus einem Tief herausbringen. Als er am Gottes Berg ankommt, zieht er sich aber wieder in eine Höhle zurück. Es braucht eben Zeit, oft mehr als wir uns selbst einräumen wollen. Die Höhle bietet ihm wenigsten Schutz vor den Katastrophen dieser Welt, die Gott so schicken kann. Sturm, Erdbeben und Feuer muss er erleben, bis er begreift und wieder vorsichtig aus seiner Höhle heraustritt. Und er klagt Gott noch einmal sein ganzes Leid, seine Einsamkeit und dass er nicht mehr weiter weiß. Doch Gott begegnet ihm, als er aus der Höhle tritt, anders als erwartet. Sanft und zart lässt er seine
Stimme neu hören: „Ein stilles sanftes Sausen“, so lesen wir 1.Könige 19,1-16. Elia erlebt Erquickung nach seiner Erschöpfung, begegnet Gott in der Stille und erfährt neuen Zuspruch in der Gottesbegegnung. Ostern ist in diesem Jahr anders. Ich bin
überzeugt, dass Gott gerade in der Krise sich neu zeigt. Alte Worte gewinnen neue Kraft für uns selbst, aber auch auf dem gemeinsamen Weg hin zu Anderen. Neues liegt vor uns. Ostern fällt nicht aus. Gottes Segen für ein gesundes Miteinander
wünscht
Andreas Bechler, Pfarrer in Falkenberg, Elster, Tel.: 035365 2671