13.08.2022
Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist, dem Volk, das er zum Erbe erwählt hat! Psalm 33,12

von Christof Enders

Zählen wir als Evangelische zur Spezies der Verschwörungstheoretiker? Im monatlichen Mitarbeitendenkonvent wurden wir von einem brandenburger Demokratieverein trainiert, wie wir abstrusen Erzählungen begegnen können. Erste Lektion „Warum glauben Menschen überhaupt an Verschwörungstheorien?“ Stichpunkt 1:  Sie suchen nach Ordnung und Halt. Stichpunkt 2: Verschwörungstheorien sind identitätsstiftend. – Spätestens hier denke ich: das kann ich irgendwie verstehen! Dann Stichpunkte 3 und 4: Wunsch nach Sinnhaftigkeit des (eigenen) Lebens. Wunsch nach Einzigartigkeit und Suche nach Gemeinschaft – Bingo! Sind wir als Christen also irgendwie auch Verschwörungstheoretiker?

Mit Stichpunkt 5 wendet sich das Blatt. Nein, wir haben kein kohärentes, negatives Weltbild. Unser Gott ist die Liebe. Genau das Gegenteil. Und nein, wir versuchen auch nicht, die eigene Identität, oder die Identität unseres Volkes durch menschenverachtende Einstellungen gegenüber Fremden zu bilden. Und schließlich arbeiten wir, im Unterschied zum Verschwörer, ganz intensiv am Thema „Ambiguitätstoleranz“ – das meint die Fähigkeit, mit Widersprüchen und Komplexitäten klar zu kommen, ohne gleich aggressiv zu werden.

Die Wünsche, die uns als Menschen prägen, sind erstaunlich ähnlich. Die Antworten, die gefunden werden, könnten oft gegensätzlicher nicht sein. Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist!