15.07.2025
Wo der Himmel aufreißt und Gemeinschaft lebendig wird

In Koßdorf fand am Sonntag ein besonderer Gottesdienst im Rahmen der Rüstzeit für Menschen mit Behinderung statt – mit Sonne, Sturm und viel gelebter Barmherzigkeit.

Es gibt Momente, in denen der Himmel aufreißt – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Einen solchen Moment erlebten Besucherinnen und Besucher des Gottesdienstes in Koßdorf am vergangenen Sonntag. Im Rahmen der traditionellen Rüstzeit für Menschen mit Behinderung wurde gefeiert, gesungen, gelacht – und mitten im Sturm ein Ort spürbarer Gemeinschaft.

Seit 1976 finden in Koßdorf regelmäßig diese Rüstzeiten statt – und damit weit mehr als nur Freizeiten. Sie sind gelebte Inklusion, getragen von einem tiefen Miteinander. Für Ord. Prädikant Fred Rene Herrmann war es eine besondere Erfahrung: „Diesen Sonntag durfte ich dort einen Gottesdienst feiern, der mich tief berührt hat“, berichtet er.

Obwohl der Tag zunächst mit Regen und Donner begann, tat das der Stimmung keinen Abbruch. Im Gegenteil: „Noch während des Gottesdienstes klarte der Himmel auf, und die Sonne schien wie ein sichtbares Zeichen für Gottes Nähe“, erinnert sich Herrmann. Gemeinsam mit den Teilnehmenden wurde gebetet, gesungen – und im Anschluss bei Kaffee und Kuchen gelacht und erzählt.

Im Mittelpunkt des Gottesdienstes stand das Thema Barmherzigkeit – und selten war es passender gewählt. „In der Offenheit, Wärme und liebevollen Atmosphäre wurde spürbar, was Barmherzigkeit im Alltag bedeutet: einander annehmen, einander tragen und sich gemeinsam freuen.“

Besonders eindrücklich blieb den Teilnehmenden ein Satz aus der Predigt: „Barmherzigkeit fängt bei mir an.“ Ein einfacher, aber tiefgehender Gedanke – und vielleicht eine Einladung an uns alle, hinzusehen, zuzuhören und die ersten Schritte zu gehen.

In Koßdorf jedenfalls wird genau das getan. Schon seit fast fünf Jahrzehnten. Und der Himmel öffnet sich – manchmal ganz buchstäblich.


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Rüstzeit in Koßdorf  Jörg Herrmann