28.08.2022
Wir sind abhängig

Ein Beitrag von Kerstin Höpner-Miech

Der erste Freitag im September ist ein Tag, an dem in den christlichen Kirchen die Schöpfung (das Leben auf der Erde) im Mittelpunkt steht. Dieses Jahr leidet das Leben in unseren Breiten unter einer extremen Dürre. Sie hat Folgen für die Ernten, Bäume, Pflanzen und gesundheitliche Folgen für Mensch und Tier. Dazu kamen die flächenmäßig großen Waldbrände in unserem Landkreis. So viel zerstört und tot – auf Jahre. Manchmal habe ich den Eindruck, dass manche eine mögliche Energiearmut im Winter als ein größeres Übel betrachten als die jetzt herrschende Dürre mit all ihren Folgen. Es verblüfft mich, dass zu heißen Tagen immer noch „schönes Wetter“ gesagt wird. Es ist ein unhinterfragtes Denkmuster: Tage ohne Regen = schönes Wetter. Eigentlich müsste es schon lange anders heißen. Meine Tante hatte vor Jahren Besuch von einem Pastor aus Simbabwe in Afrika. Ausgerechnet als der Besuch kam, begann es in Hessen zu regnen. Meine Tante war unglücklich. Doch der Besuch ging vor die Tür und rief mit erhobenen Armen: Gott liebt Deutschland – es regnet! (Ein Mensch aus Bangladesch hätte eine andere Geschichte erzählt.) Warum fällt es uns so schwer, angemessen auf die Klimakrise zu reagieren, unter der alles, was auf Erden lebt, mittlerweile sichtbar leidet? Wir alle brauchen stabile klimatische Verhältnisse, gesundes Essen und eine artenreiche, vielfältige Mitwelt. Das menschliche Überleben hängt ab von der Natur – nicht umgekehrt. Tag der Schöpfung: nehmen Sie sie wahr! Wir brauchen sie.

Kerstin Höpner-Miech ist Pfarrerin im Kirchenkreis Niederlausitz