07.06.2022
Von der Schnecke lernen

Ein Beitrag von Manfred Grosser

Die Feiertage liegen hinter uns. Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten. Freie Tage zur Erholung und zum Abschalten. Ich hoffe, Sie konnten diese Zeit genießen. Längst hat uns der Alltag wieder. Wir stöhnen darüber, dass wir wieder von Terminen gehetzt werden, unser Kalender schon wieder voll ist. Wie schön wäre es, wenn man das Gleichgewicht finden könnte zwischen Arbeit und Erholung, Geschäftigkeit und Ausruhen. Neulich habe ich etwas gelernt, von der Schnecke. Wir wissen alle, dass dieses Tier die Ruhe selbst ist. Im Schneckentempo geht es voran. 7 cm pro Minute legt sie zurück. Das sind 4,2 m pro Stunde. Okay, so langsam durchs Leben zu gehen wäre auch nicht das richtige. Was die Schnecke aber sehr gut beherrscht: Sie kann ihre Fühler ganz rasch und gezielt bewegen. Damit ertastet sie ihre Umgebung. Blitzschnell kann sie die Fühler einziehen, wenn ein Hindernis kommt. So erkennt sie den richtigen Weg und wittert Gefahren. Eine Schnecke hat es irgendwie raus. Geschickt nimmt sie wahr, was um sie herum ist, und dann geht sie mit ihrem Tempo voran. Ich wünsche uns, dass wir im Alltag dieses Gleichgewicht finden von Schnelligkeit und Langsamkeit. Von forscher Tat und gemächlicher Ruhe. Finden wir unser eigenes „Schneckentempo“ im Alltag. „Ein jegliches hat seine Zeit“ heißt es im Predigerbuch (Kap. 3) des Alten Testamentes. Und weiter: „Es gibt nichts Besseres als fröhlich sein in seinem Leben. Denn ein jeder Mensch hat guten Mut bei allen seinen Mühen, da ist eine Gabe Gottes“.

 

Manfred Grosser ist Pfarrer im Kirchenkreis Niederlausitz