20.01.2023
Praktikum bei der Kirche

Ein Beitrag im Kreisanzeiger von Superintendent Christof Enders

Normalerweise machen die Auszubildenden der Kita ihr Praktikum im Kinderheim – und die Auszubildenden des Kinderheims ihr Praktikum in der Kita. Mareike Schwabe macht ihr Praktikum bei der Kirche. Mareike Schwabe ist Jahrgang 1972 und hat in ihrem Leben schon viel erlebt. Jetzt ist sie in der Ausbildung in Teilzeit zur staatlich anerkannten Erzieherin. Das ganze dauert drei Jahre und hat als wesentlichen Bestandteil ein Praktikum über 200 Stunden. Und geht das? Bei der Kirche?

Mareike Schwabe hatte ursprünglich gar keinen Kontakt zur Kirche. Sie kommt aus einer typischen DDR-Familie. „Meine Vater war Parteigenosse. So wie das damals so war,“ erzählt Mareike Schwabe. „Da durfte man als Kind natürlich nicht zur Kirche gehen“. Und zufälliger Weise war das bei den Klassenkameraden auch so. Als ob die Kinder aller SED-Kader in einer Klasse versammelt werden sollten. „Wir haben uns dann heimlich getroffen und in einer Unterführung heimlich geraucht und über Gott und die Welt philosophiert.“

Ihre eigenen Kinder hat sie gleich zur Christenlehre geschickt. Und schließlich hat sie sich selbst taufen lassen. „Die Kirche hat mir ganz viel Halt gegeben“, bekennt Mareike Schwabe, „Das ist eigentlich das Besondere: es ist immer jemand für dich da.“ Das hat Mareike Schwabe am eigenen Leib erlebt. Und das möchte sie weitergeben. „Ich bin ja schon lange ehrenamtlich in der Kirchengemeinde Bad Liebenwerda engagiert. Hier fühle ich mich wohl. Und auch die Kinder fühlen sich wohl.“ Damals waren für die gestandene Praktikantin vor allem die Mitarbeitenden, der Pfarrer, die Gemeindepädagogin und die Kantorin aber auch ehrenamtlich engagierten Personen in der Kirche wichtige Bezugspersonen gewesen. „Und irgendwie war man plötzlich drin.“ Jetzt kann sie selbst den Kindern gegenüber so eine Funktion übernehmen.

Als Praktikantin bekommt Mareike Schwabe einen ganz neuen Blick auf die Dinge. Sie hilft beim Drachen- oder Weihnachtsbasteln, zieht mit den Sternsingern von Haus zu Haus oder plant das nächste Pfadfindertreffen mit. „Überraschend war für mich, dass jede Veranstaltung so viel Vorlauf braucht. Das muss alles Hand und Fuß haben. Und jede Aktion ist anders und jedes Kind ist anders. Das schon eine ordentliche Herausforderung.“

Aber diese Herausforderung meistert sie ganz offensichtlich. Welchen Rat hätte sie für Menschen, die auch gern mal „bei Kirchens“ reinschnuppern wollen oder die selbst gerne etwas Verantwortung übernehmen wollen? „Das ist eigentlich ganz einfach,“ meint Mareike Schwabe, „einfach mutig sein, sich trauen und ausprobieren“.

Das Praktikum läuft seit September letzten Jahres. Irgendwann wird die Ausbildung abgeschlossen sein. Mareike Schwabe möchte dann gern als Erzieherin in der Kita arbeiten. Am liebsten aber als Gemeindepädagogin in der Kirche.

 

Infokasten

Gemeindepädagogik ist ein wichtiges Arbeitsfeld in der evangelischen Kirche

Informationen zu Beteiligungsmöglichkeiten in ihrer Evangelischen Kirchengemeinde finden Sie unter www.kirchenkreis-badliebenwerda.de oder www.kirchenkreis-niederlausitz.de

Auskunft über die Ausbildung zur Erzieherin für die Evangelischen Kitas in der Region erteilt das Diakonische Werk Elbe-Elster e.V., (035322) 1820 21; diakonie_elbe_elster@t-online.de

Eine Berufsausbildung kann über das Theologisch-Pädagogisches Institut in Moritzburg erfolgen, Telefon: 03 52 07/99 51-00; johanna.fabel@evlks.de.

Als Hochschulstudium studiert man Evangelische Religions- und Gemeindepädagogik an der Evangelischen Hochschule Berlin, +49 (0)30 845 82 0, info@eh-berlin.de