14.11.2019
Jüdische Friedhöfe im Landkreis Elbe-Elster

Am 6.11.2019 hielt Dr. Pohl aus Falkenberg im Kloster Mühlberg (ÖHBS) einen informativen Vortrag über die jüdischen Friedhöfe im Landkreis Elbe-Elster, einem Thema, dem er sich seit mehreren Jahren engagiert widmet und das durch den Anschlag auf die jüdische Synagoge in Halle (Saale) eine beklemmende Aktualität bekommen hat.

Jüdische Friedhöfe werden für die sprichwörtliche Ewigkeit angelegt, d.h. die Gräber haben keine Ablaufzeit. Die Grabsteine sind aus Sandstein, der mit der Zeit verwittert und die Inschriften unlesbar werden lässt. Blumen sind auf jüdischen Friedhöfen nicht üblich, stattdessen werden kleine Steine auf die Gräber gelegt. Schließlich ist wichtig zu wissen, dass alle Männer beim Betreten eines Friedhofs eine Kopfbedeckung tragen sollten. Von der Handvoll jüdischer Friedhöfe im Landkreis sticht der Friedhof in Tröbitz als der größte und bekannteste, aufgrund seiner Geschichte über den sogenannten "verlorenen Transport", heraus. Kleinere Friedhöfe an der Bahnstrecke des "verlorenen Transports" werden z.T. von der freiwilligen Jugendfeuerwehr gepflegt, andere, wie der Friedhof in Finsterwalde wurden gedankenlos überbaut und sind nicht mehr als Friedhöfe erkennbar. Von Herzberg, Bad Liebenwerda und Elsterwerda gibt es keinerlei Informationen zu jüdischen Friedhöfen. Der 1839 angelegte jüdische Friedhof in Uebigau wurde u.a. durch die Initiative von Dr. Pohl durch die Stadt Uebigau erworben und im November 2018 neu eingeweiht. Im August diesen Jahres wurde von Unbekannten die Stele aus der Verankerung gerissen und dieser Vorfall als Vandalismus abgetan, inzwischen ist er aber als antisemitischer Vorfall bestätigt. Dr. Pohl schloss seinen Vortrag mit dem eindringlichen Appell, diesen Teil unserer Geschichte, nämlich die versuchte Auslöschung jüdischen Lebens in Deutschland im Nationalsozialismus, nicht zu verdrängen, sondern als historische Schuldenlast zu verstehen, die alle deutschen Bürger gemeinsam verantwortlich tragen müssen und er wünscht sich daher mehr Achtsamkeit im Umgang mit den Belangen jüdischer Friedhöfe.

 

Foto: Jüdischer Friedhof Uebigau, Kirchenkreis