06.12.2021
Advent und das Verborgene

Ein Beitrag von Dorothee Michler

Im kirchlichen Kalender ist die Farbe von Advent lila und Advent ist hier zugleich Fastenzeit. Lila entsteht aus Rot und Blau - der Farbe der Liebe und Leidenschaft zum einen, der Farbe des Himmels und der Weite zum anderen.

Im Advent warten Christinnen und Christen auf die Ankunft Gottes in der Welt. Es schwingt dabei auch ein Doppeltes mit - etwas ist schon ganz nah, aber dennoch gilt es zu warten. Das Kommende ist gegenwärtig, aber wir können es noch nicht erkennen. Manchmal schärfen sich im Warten unsere Sinne und wir kommen zum Wesentlichen: Was ist uns wichtig und was schenkt uns Orientierung?

Am 04. Dezember, dem Tag der Heiligen Barbara, gibt es die Tradition, kahle Zweige in eine Vase zu stellen. Die heilige Barbara aus dem 3. Jahrhundert wird wegen ihrer Standfestigkeit im Glauben verehrt. Trotz Gefahr, Zweifel und Anfechtung hielt sie an ihrer Hoffnung und an ihrem Glauben fest. Die in die Vase gestellten Zweige stehen zwanzig Tage später - am Christfest - in voller Blütenpracht. Vielleicht pflegen Sie ja selbst diese Tradition und erfreuen so ihr Herz. Das Kommende ist schon gegenwärtig: Wie die Knospen an den Zweigen - auch wenn unsere Augen die Blüten noch nicht sehen können. Gott ist auf dem Weg zu uns. Der lila Farbton trägt etwas Erhabenes in sich. Zu warten, nicht gleich in die „Vollen“ zu gehen, sich in Zurückhaltung zu üben ist eine Kunst. Aber: Das Gefühl entsteht in den Pausen.

Ein bisschen ist das auch so mit Advent und Weihnachten. Um Gottes Kraft an Weihnachten genießen zu können, gibt es diese besonnene Zeit der Zurückhaltung im Advent.

Dorothee Michler ist Pfarrerin im Kirchenkreis Niederlausitz